Tief unter der Erde lag Kesrondaia und träumte.

Mit wachsamem Blick betrat der Junge die Höhle. Zögernd setzte er einen Fuß vor den anderen, so als befürchte er, durch sein Eindringen irgendwelche Bestien zu wecken, die unsichtbar in der Dunkelheit schliefen. Hoch über ihm wölbte sich die zerklüftete Decke des majestätischen Felsendoms und verlor sich, wie auch die Wände zur Linken und zur Rechten, in der Schwärze jenseits des dämmrigen Kreises aus Licht, in dessen Mitte und Schutz der Junge sich bewegte. Die Quelle des goldenen Schimmers war eine etwa faustgroße Kristallkugel, die an der Spitze eines schlanken Metallstabes steckte, den er, mit der linken Hand fest umklammert, vor sich in die kalte Höhlenluft reckte.

In der rechten Hand hielt der Junge ein Schwert. Die blanke Klinge glänzte makellos, als sei sie noch nie in einem Kampf geführt worden, und von kunstfertiger Hand ins Metall eingelassene Kristallrunen zogen sich glitzernd auf beiden Seiten vom Heft bis zur Spitze hinauf. Die Waffe erweckte den Eindruck, sehr alt zu sein, sehr kostbar – und sehr mächtig.

Langsam drang der Junge in die Finsternis vor. Jeden Augenblick schien er einen plötzlichen Angriff zu erwarten, trotz oder vielleicht gerade wegen der beinahe unnatürlichen Stille, die um ihn herum herrschte. Unruhig schwenkte er den Stab und das Schwert mal hierhin, mal dorthin, und seine weit aufgerissenen Augen versuchten angestrengt, den lichtlosen Raum zu durchdringen, der ihn im Abstand von wenigen Schritten umlauerte. Doch welch namenlose Schrecken auch immer ihn mit gierigen Blicken aus dem Verborgenen verfolgen mochten, sie zeigten sich nicht.

Der Junge hatte sich ungefähr zwanzig Schritt in die Höhle hineingewagt, als, wie auf einen unhörbaren Befehl hin zum Leben erweckt, nicht weit vor ihm eine hohe, steinerne Felsnadel in düsterem Rot erblühte, einem gewaltigen Barren Eisen in der titanischen Esse eines Götterschmiedes gleich. Das unheilige Glühen, das den feurigen Strömen zähflüssigen Gesteins in den Eingeweiden der Erde geschuldet sein mochte, nahm an Kraft zu, bis es den sanft goldenen Schimmer der Lichtquelle des Jungen überstrahlte und einen weiten Kreis aus beinahe schwarzem, doch blutig rot beschienenem Fels enthüllte. Es war eine düstere, unheimliche Unterwelt aus riesigen, geborstenen Steinblöcken, die sich vor den Augen des Jungen auftat, das untergegangene Reich einer längst vergessenen Zivilisation.

Und dann trat hinter der Säule ein Mann hervor.

Fortsetzung folgt im April 2009 ... Und jetzt wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten!