Die Welt war dunkelblau und hatte einen Durchmesser von zwanzig Zentimetern.

Zumindest erschien es Duncan Hyde-White so, während er durch das kreisrunde, vordere Sichtfenster des klobigen Halbkugelhelms starrte und dabei angestrengt versuchte, sich im Schein des robusten Handstrahlers zu orientieren, den man ihm vor die Brust geschnallt hatte. Winzige Schwebstoffe reflektierten das Licht und funkelten im trüben Wasser wie Myriaden von Sternen in der dunklen Ursuppe des Universums. Mit einem behäbigen Schritt drehte Duncan sich ein wenig nach rechts. Der diffuse gelbliche Lichtfinger wanderte weiter und erfasste eine kleine Schule silbrig schillernder Fische, die reglos über einem zerfaserten Algengewächs ausgeharrt hatte. Von der ungewohnten Helligkeit aufgeschreckt, huschten die Fische pfeilschnell davon, wobei sie sowohl dem vorherrschenden Wasserdruck als auch Duncans eigener Trägheit regelrecht zu spotten schienen.

Duncan schnaufte unwillig und konzentrierte sich darauf, sein linkes Bein zu heben, um einen weiteren mühsamen Schritt über den sandigen Meeresgrund in Richtung der dunklen und noch weitgehend formlosen Schatten zu machen, zwischen denen er sein Ziel vermutete. Er steckte in einem ebenso unbequemen wie unförmigen silbrigen Eisenmonstrum von einem Taucheranzug, und ein schaler Geruch von Schweiß und feuchtem Metall stieg ihm aus den Tiefen des massiven Kleidungsstücks in die Nase. Aus dem annähernd tonnenförmigen Torso ragten zwei Arme und Beine hervor, die aus mehreren halbrunden Gelenkstücken gefertigt worden waren und an seinen Händen in kruden Greifwerkzeugen, an den Füßen in schweren Eisenschuhen endeten. Um den linken Arm hatte er einen breiten Lederriemen geschlungen, an dem ein schmuckloser Metallzylinder von etwa drei Fuß Länge befestigt war, den Duncan unter Wasser einen halben Schritt hinter sich herzog.

An der Oberseite des Helms, die sich zum Ausstieg aus dem Anzug aufklappen ließ, gegenwärtig allerdings durch vier stabile Bolzen gesichert war, begann ein dicker Schlauch, der Duncan mit dem vielleicht drei Dutzend Schritt entfernt schwebenden Tauchboot – der Nautilus – verband, das ihn hierher gebracht hatte. Der wulstige, gelbliche Schlauch erinnerte ihn irgendwie an eine Art Nabelschnur – vom stählernen Unterleib des Mutterschiffes zum metallenen Körper des soeben in einer Sturzgeburt zur Welt gebrachten Sprösslings führend –, und tatsächlich war der Vergleich keineswegs vollständig aus der Luft gegriffen, denn der Schlauch versorgte Duncan mit lebensnotwendiger Atemluft, die aus dem Inneren des Tauchboots zu ihm herüber gepumpt wurde und ein leichtes Aroma von Salzwasser und Rost mit sich führte.

Duncan machte einen weiteren unendlich trägen Schritt, kämpfte sich regelrecht gegen das eigene Gewicht und die Wassermassen um ihn herum voran.

Er hasste diesen Anzug.

Fortsetzung folgt im September 2010 ... Und jetzt wünsche ich euch allen Frohe Weihnachten!