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Tarean - Sohn d. Fluchbringers
Fantasy-Roman
Bernd Perplies
Egmont/Lyx, Aug. 2008
ISBN: 978-3802581809
352 S., broschiert
Preis: EUR 12,95

 

 

Interview www.games-orbit.de

(Dieses Interview erschien ursprünglich auf www.games-orbit.de. Nachdem es dort nicht mehr verfügbar ist, stelle ich es hier zum Lesen ein.)

INTERVIEW | Bis vor kurzem gehörte es eher zu Bernd Perplies' Aufgaben, über die Romane anderer zu schreiben: als langjähriger Mitarbeiter von Genre-Magazinen und Internet-Portalen wie der SPACE VIEW, dem X-ZINE oder dem RINGBOTEN. Jetzt hat er die Seiten gewechselt und selbst einen Roman verfasst. "Tarean - Sohn des Fluchbringers" erscheint im August bei Egmont-LYX, und wir haben uns mit dem Jungautoren über klassische Fantasygeschichten, den Wert sympathischer Helden und den Spaß, Filmzitate in Büchern unterzubringen, unterhalten.

GAMES ORBIT Bernd Perplies, wann haben Sie entschieden, den Schritt vom Rezensenten zum Autor zu machen, also von der Rolle des Urteilenden in die Rolle des Beurteilten zu wechseln?

BERND PERPLIES Ich würde diese zwei Rollen nicht so strikt trennen. Ich habe schon immer gerne geschrieben - sowohl über Geschichten als auch Geschichten selbst. Früheste Fantasy-Erzählungen datieren bis in die Grundschule zurück (zum Glück sind diese Werke heute verschollen), die ersten "Buchvorstellungen" folgten in der Mittelstufe. Dass es so lange gedauert hat, bis ich endlich meinen Debütroman zu Papier gebracht habe, liegt wohl vor allem daran, dass ich jahrelang nicht das Durchhaltevermögen hatte, 300 und mehr Seiten zusammenhängenden Text niederzuschreiben. Rezensionen verfassen sich da deutlich schneller. Aber wie das so ist: Irgendwie wäre doch jeder, der - wie ich - Bücher liebt, der ununterbrochen liest und dann über das Gelesene nachdenkt, im Grunde gerne selbst ein Autor. Und Mitte 2006 schien für mich der Zeitpunkt gekommen.

GO Inwiefern?

BP Zum einen nahte mein 30. Geburtstag, also diese magische Grenze, die einem fortwährend einflüstert: "Tu was! Verwirkliche deine Träume jetzt! Oder lass es die nächsten 30 Jahre sein und such dir einen ordentlichen Job." Zum anderen flatterte mir die Einladung zu einem Schreibwettbewerb ins Haus, für den man einen phantastischen Roman verfassen sollte. Also sagte ich mir: "Verdammt, du wolltest schon immer einen Roman schreiben - und nie hast du es geschafft. Jetzt aber!" Und dann habe ich alle anderen Dinge in meinem Leben zurückgestellt und mich hingesetzt und es getan.

GO "Tarean - Sohn des Fluchbringers" ist ein sehr klassisches Fantasy-Abenteuer. Ein Junge zieht, bewaffnet mit einem magischen Schwert, aus, um ein Unrecht aus der Welt zu schaffen, dass seinem Vater angetan wurde. Auf seiner Reise muss er zahlreiche Gefahrensituationen meistern, und er hat eine Reihe ungewöhnlicher Begegnungen, von denen einige zu seinen Gefährten und Freunden werden. Am Ende besiegt er das Böse und reitet in den Sonnenuntergang. Hat man derlei nicht schon sehr oft gelesen?

BP Also kurz zur Korrektur: Er schaut in den Sonnenaufgang. Das mit dem Reiten und dem Sonnenuntergang kommt erst in der Fortsetzung. Aber, ja, der Ansatz für "Tarean" war eher klassisch. Ich wollte mit meinem Debüt nicht gleich versuchen, das Fantasy-Genre auf den Kopf zu stellen - was nicht zuletzt mit den Anforderungen des Schreibwettbewerbs zu tun hatte; zumindest den subjektiv empfundenen. Tatsächlich hätte ich vielleicht besser versucht, das Fantasy-Genre auf den Kopf zu stellen. Dann wäre ich dort wahrscheinlich erfolgreicher gewesen. So habe ich mich vor allem auf zwei Dinge konzentriert: spektakuläre Momente und erinnerungswürdige Charaktere. Ich denke sehr filmisch beim Schreiben, was vermutlich daher kommt, dass ich ein fast so großer Filmfan bin wie Buchliebhaber. Und so habe ich mir die ganze Zeit vorgestellt, wie die Handlung von "Tarean" wohl auf der großen Leinwand aussehen würde. Dementsprechend gibt es bei mir auch relativ viele lichtintensive Special Effects, etwa das magische Schwert Esdurial, das Irrlicht Moosbeere, die Feuerballschleuder des Tüftlers Karnodrim, den Glutlanddrachen und den dämonischen Grimmwolf. Außerdem werden viele der Gefühle der Charaktere über Blicke transportiert - eine Erzählweise, die man eher bei einem Film als einem Buch erwarten würde.

GO Apropos Film: Auf Ihrer Website www.bernd-perplies.de schreiben Sie im "Making of" zu "Tarean", dass die Geschichte ursprünglich ein Drehbuch für einen Fantasy-Film werden sollte.

BP J a, das stimmt, aber das darf bitte nicht überbewertet werden. Das war vor zehn Jahren und ich würde meinen Geisteszustand damals als "enthusiastisch, aber naiv" bezeichnen - zumindest in Bezug auf dieses Projekt. Ich studierte Filmwissenschaft und hatte mir anlässlich eines Seminars zur Drehbuchanalyse ein paar Bücher übers Drehbuchschreiben gekauft. Eines davon war "Das Handbuch zum Drehbuch" von Syd Field, eine Anleitung zum Schreiben guter Drehbücher - so zumindest versprach es der Untertitel. Und um zu testen, ob das wirklich funktionierte, wollte ich ein Drehbuch zu einem Fantasy-Film verfassen. Das Projekt ist dann aber nach der Konzeptionsphase, also als es ans tatsächliche Drehbuchschreiben ging, recht schnell eingeschlafen, denn was hätte ich mit einem Drehbuch für einen Fantasy-Film anfangen sollen? Zu einem deutschen Fernsehsender gehen und sagen: Ich habe hier eine prima Geschichte. Habt ihr zufällig 100 Millionen Euro übrig? Zum Glück lösche ich niemals eine Datei mit Ideen, sodass ich darauf zurückgreifen konnte, als ich nach einer Handlung für meinen Debütroman gesucht habe.

GO Tarean lernt auf seiner Reise ja eine ganze Menge exotischer Wesen kennen: Das Irrlicht haben Sie bereits erwähnt, dazu einen Vogelmenschen, einen Werbären, ein Geschöpf, das aus Stein zu sein scheint. Finden Sie Menschen so langweilig?

BP Jain. Ich kann mir durchaus auch vorstellen, Romane zu schreiben, in denen nur Menschen vorkommen. Aber in der Tat mag ich ungewöhnliche Protagonisten, die ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen, die sich erst im Laufe der Handlung dem Leser erschließen und die man als Autor nutzen kann, um kuriose Momente oder unorthodoxe Problemlösungen zu ersinnen. Moosbeere, das Irrlicht, und Bromm, der Werbär - der übrigens eigentlich ein Wermensch ist, weil die Bärenform seine natürliche ist, er sich aber willentlich in einen Menschen verwandeln kann -, sind zwei gute Beispiele hierfür. Gerade Moosbeere kann mit ihrer Lichtaura eine Menge Unfug anstellen - abgesehen davon ist sie viel süßer als jeder menschliche Charakter (obwohl sie furchtbar egozentrisch sein kann). Tatsächlich hat sich unter meinen Testlesern bereits ein spontaner Moosbeere-Fanclub gebildet. Und ich denke, das ist überhaupt das Wichtigste an einer Geschichte: Dass dem Leser die Figuren sympathisch sind, dass er gerne mit ihnen auf Abenteuer geht - seien es Menschen oder andere Wesen. Dann kann die Handlung noch so "klassisch" sein, man hat trotzdem unglaublich viel Spaß beim Lesen.

GO Sie haben Ihre Filmleidenschaft nun schon ein paar Mal erwähnt und auch gesagt, dass diese durchaus Einfluss auf das Schreiben von "Tarean - Sohn des Fluchbringers" hatte. Kann es sein, dass sich auch das eine oder andere Filmzitat in den Text geschlichen hat?

BP Das kann durchaus sein - wobei bitte niemand glauben soll, dass damit klangliche Ähnlichkeiten von Orts- oder Personennamen gemeint sind (die sind allesamt reiner Zufall und dem leidvollen Umstand geschuldet, dass man heutzutage kaum noch einen Fantasy-Namen erfinden kann, den nicht schon irgendjemand zuvor verwendet hat). Aber ich habe in der Tat ein paar kleine Anspielungen auf Filme und Fernsehserien, die ich mag, in der Handlung versteckt. Mal ist es ein Satz, mal ist es eine Personenkonstellation. wer sich im Genre auskennt, wird sicher zwischendurch kleine Aha-Erlebnisse haben. Wer nicht, hat aber auch nichts verpasst. Ich betrachte diese Einsprengsel als "Easter Eggs", als kleinen Gruß von Insider zu Insider.

GO Jetzt, nachdem "Tarean - Sohn des Fluchbringers" erschienen ist, wie geht es weiter?

BP Höchst erfreulich. Ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass mein Debüt einem Verlag so gut gefallen würde, dass er mich gleich um eine Fortsetzung bittet. Aber genau das ist passiert. Deshalb sitze ich derzeit am zweiten Abenteuer von Tarean und seinen Gefährten, das, wenn alles wie geplant läuft, im nächsten Frühjahr bei Egmont-LYX erscheint. Ich möchte hierzu aber anmerken, dass man den ersten Teil auch ganz wunderbar als Einzelroman lesen kann. Ich habe zwar ein paar Fäden offen gelassen - nach dem hoffnungsvollen Motto: man weiß ja nie -, aber ich wollte (und habe) eine Geschichte erzählt, die für sich absolut rund ist und alle wichtigen Fragen beantwortet. Das nur in Richtung der Leser, die sich nicht auf noch eine "Fantasy-Saga" einlassen wollen. Abgesehen davon habe ich in der Zwischenzeit gemeinsam mit Christian Humberg für Pegasus Spiele ein Abenteuerspielbuch geschrieben, also einen Roman, der aus 350 nummerierten Abschnitten besteht und bei dem der Leser während der Lektüre selbst entscheiden kann, wie sich die Handlung weiterentwickelt (willst du X, lies weiter bei 102, willst du Y, lies weiter bei 204). Das Ganze spielt in Wolfgang Hohlbeins "Hexer von Salem"-Universum, und der Leser verkörpert einen jungen Mann, der - na sowas - im Jahr 1922 unbedingt zum Film will. Dabei gerät er in den Dunstkreis des ominösen Regisseurs Harry Paul Liebwerk und seiner Filmproduktion "Das schleichende Grauen" (so auch der Arbeitstitel des Projekts), bei der so einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Was nach diesen beiden Projekten kommt, kann ich noch nicht genau sagen. Aber ich führe bereits Gespräche über weitere Romane, und ich hoffe, dass ich noch einige Zeit die Gelegenheit dazu erhalte, selbst Bücher zu schreiben, anstatt nur über Bücher zu schreiben. Das wäre für mich die Erfüllung eines lebenslangen Traums.

GO Bernd Perplies, vielen Dank für das freundliche Gespräch.

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